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Balkan: Bosnien-Herzegovina-Montenegro 2018

Dienstag 21. 8. 2018

Heute sind wir wieder gestartet. Mein Haus und meine Tiere sind für die nächsten Wochen in den Händen von Wolfgang und Theresa. So kann ich mich entspannt aufmachen.

Mein Bus ist inzwischen aufgepeppt mit einer mechanischen Diebstahlsicherung und eine Alarmanlage mit GPS- Funktion. Aber nachdem ich mich auch vorher recht sicher gefühlt habe wird das keine sehr große Auswirkungen auf meine Befindlichkeit haben.

Heute gehts erstmals in die Steiermark zu meiner Mutter. Morgen vielleicht weiter nach Zagreb.

Mittwoch 22. 8. 2018

Mit Schrecken habe ich festgestellt dass ich die meine reiseunterlagen das heißt die ganze Planung und Recherchen zu dieser Reise vergessen habe auszudrücken und mitzunehmen. Und meinen  Computer habe ich zur Reparatur in die Computer Werkstatt in Linz gebracht. Aber ein Anruf dort und der nette Mitarbeiter konnte mir die Datei per Mail auf mein Handy schicken. Birgit konnte sie mir dann auch ausdrucken. Die Erleichterung war groß.

Am Vormittag haben wir dann noch den Cousin meines Vaters im Seniorenheim besucht  er ist der letzte unserer Verwandtschaft der noch Informationen zu meinen Slowenisch-Kroatischen Wurzeln hat. Es ist spannend und schockierend was er zu erzählen hat. Demnach stammt mein Urgroßvater Ignatz aus einem Dorf an der heutigen Slowenisch-kroatischen Grenze. Damals war es der südlichste Teil der „Untersteiermark“. Dieses Gebiet musste Österreich nach dem ersten Weltkrieg an das Königreich Kroatien abtreten. Hitler hat es wieder rückerobert um es nach dem 2. Weltkrieg wieder an Jugoslawien abzutreten. Auf jeden Fall würde mein Urgroßvater Ignatz von Rann an der Save (heute Brezice) nach Graz zum Militär eingezogen. Dort lernte er Josefine Herk kennen und lieben. Sie hatte einen Salon für Damenschneiderei. Er bekam eine Arbeit beim Stahlwerk Böhler und sie zogen nach Kapfenberg. Sie hatten 6 Kinder ( Josef, Erich-mein Großvater, Ignatz (Vater von Martin), Helene, Frieda und Adi. Mein Großvater hatte zwei Kinder, meinen Vater Gerhard und meine Tante Ilse). Ignatz ( Vater von Martin) ging als Techniker nach Brasilien. Dort lernte er seine Frau Katharina Zimmermann kennen. Sie stammte aus Ostfriesland und ist mit ihren Eltern nach Brasilien ausgewandert. Ignatz hatte in Brasilien einen schweren Arbeitsunfall mit Schädel-Hirn- Trauma und kam als schwer kranker Mann 1935 mit Frau und Kind ( Martin) zurück nach Österreich.  Nach den Schilderungen litt er an einem organischen Psychosyndrom als Folge seiner Schädelverletzung.  Er war immer wieder auf der Psychiatrie in Graz ( Feldhof). Von dort wurde er 1940 abgeholt und nach Hartheim bei Linz „verlegt“. Im offiziellen Todenschein steht er sei an an Ruhr verdorben. In Wirklichkeit wurde er als unwertes Leben eingestuft und in Hartheim vergast. Brezice Liegt etwas nordwestlich von Zagreb und da sitze ich nun bei einem Gläschen Wein und schreibe an meinem Blog.

Ich stehe mit meinem Bus in der Garageneinfahrt von Freunden meiner Mutter. Diese weilen noch in Bosnien aber der Bruder hat mir die Einfahrt geöffnet. Es ist sehr lauschig hier. Morgen früh Reise ich weiter nach Banja Luka wo ich vielleicht auch die Gastgeber von heute (Petru und Lubica) treffen werde.

Donnerstag 23. 8. 2018

Nach einem gemütlichen Frühstück im Vorgarten und einem kurzen Hundespaziergang brechen wir Richtung Bosnien auf. Die Straßen sind gut ausgebaut der Grenzübergang problemlos. So erreichen wir gegen Mittag Banja Luka. Der Enge Parkplatz stellt eine Herausforderung dar. Ich muss mit meinem Bus um die Kurve und das ohne ein anderes Auto zu touchieren. Ein paar Zentimeter Abstand das ist Premiere.  Aber dank der netten Hilfe einer Dame gelingt mir dieses Meisterstück. Generell muss sich ch sagen ist die Hilfsbereitschaft der Bosnier am ersten Tag sehr erfreulich. Auch im dichten Verkehr lädt man mich durchaus zuvorkommend links abbiegen. Banja Luka ist ein nettes Städtchen mit vielen Alkeen und Parks. Leider darf man dort mit Hund nicht hinein. Dies wäre in der Mittagshitze angenehm gewesen. So suchen wir uns einen Schattenplatz in einem der zahlreichen Cafés und genießen einen wirklich guten Espresso. 1,50 Euro mit Wasser. Auch das Eis 🍦 ist günstig. 50 Cent pro Kugel. Nachdem ich wieder erfolgreich ausgeparkt habe fahre ich in das Dorf Podbrde zu Petar und Lubica. Es lügt ca. 20 km südlich von Banja Luka. Dort werde ich schon herzlich erwartet und am Griller Schmoren schon wunderbar duftende Cevapcici. Petar erzählt mir dass das Dorf vor dem Krieg 500 Einwohner hatte. Jetzt leben nur mehr 20 Personen ständig hier. Die meisten Häuser werden nur mehr im Urlaub bewohnt da viele in Deutschland und Österreich leben. Ich möchte heute nich bis Jajace deshalb breche ich nach dem Kaffee so um 16:30 auf. Ich muss zurück nach Banja Luka da die kürzere Strecke schlecht ausgebaut in über die Berge führt. 100 km liegen vor mir. Die Strecke entlang des Flusses Vrbas ist atemberaubend. Leider muss ich meine Hände am Lenkrad lassen und kann die wirklich spektakulären Motive nicht fotografieren. Das Tal ist eng. Man fährt unter Felsvorsprünge und durch aus den Felsen gehauenen Tunnels durch. Etwas anstrengen wird die enge und Teil auch steile Straße als ein Gewitter und Regen aufzieht. Dennoch erreiche ich pünktlich um 19:00 den Campingplatz am Plivsko Jezero. Um 20:00 wurde der Schranken heruntergelassen und alles dicht gemacht.  Begrüßt wurde vor allem Shila von einer sehr interessierten Hundemeute.

Freitag 24. 8. 2018

Heute morgen hängt noch der Nebel im Tal und es ist bedeckt und kühl als wir aufstehen. Der Campingplatz ist sehr nett, Wiese und Bäume, die Duschen gehören aber dringend renoviert. Zum Glück finde ich eine funktionierende und das Wasser ist lauwarm, also durchaus erträglich. Nach dem Frühstück spazieren wir zum See Plivsko Jezero und den traditionellen Wassermühlen.

Danach geht es vier km weiter in den Ort Jejce. Beeindruckend ist vor allem der Wasserfall mitten im Ort  auffallend viele Frauen in Burka reisen mit Ihrer Familie hierher. Viel gehört noch gemacht, alles wirkt noch etwas improvisiert aber in 10-15 Jahren wird man sich hier durchwählten durch Touristenhorden. Was immer wieder schockierend ist ist der viele Müll.

Dann geht die Fahrt weiter durch enge Täler am Fluss entlang Richtung Sarajewo. Das Land ist sehr grün (hier regnets scheinbar öfter als bei uns) und auffallend ist der dichte Mischwald (kein Waldsterben erkennbar). Die Landwirtschaft ist klein. Eher Hausgärten und ganz wenig Vieh für den Eigenbedarf.  Am Straßenrand wird der Überschuss verkauft. In den Städten sieht man immer noch die Einschusslöcher an den Häuserfassaden.

Nachdem ich direkt vorbeifahre entschließe ich mich einen Abstecher nach Visoko zu den umstrittenen bosnischen Pyramiden zu machen. Nur leider sind sie nicht zu finden  im Touristenbüro bekomme ich zwar Infomaterual zur Glaubwürdigkeit der Pyramiden aber keinerlei Informationen was man besichtigen kann und vor allem wir man dort hinkommt   Ein paar Schilder finde ich dann doch zur Somnenpyramide, ich beschließe aber doch nach dem ersten steilen Stück das Experiment abzubrechen.  Zu steil und zu eng.  Also wende ich in einer atemberaubenden Meisterleistung nicht wissend was mir heute ohnehin noch bevorsteht. In der Stadt spürt man das hier die Muslime deutlich dominieren.

In Sarajewo quäle ich mich erstmals durch den Abendstau und Stadtverkehr um dann schickt mich mein Navi wieder einmal durch steile und enge Strässchen zum Campingplatz.  Er liegt ziemlich weit oben aber mit herrlichem Blick  auf die Stadt. Ich werde herzlich empfanden. Es geht sehr familiär zu. Der Besitzer hilft beim einweisen und mit dem Strom. Nur die Info in 20 min zu Fuß in der Altstadt erweist sich als Fake. Dazu benötige ich mindestens 1,5 und zurück 2 Stunden. Also nix mit gemütlichem Abendspaziergang in der City. Statt dessen    ein Glas Rotwein aus Bosnien (von Petar) bei herrlichem Ausblick auf die hell erleuchtete Stadt.

Samstag 25. 8. 2018

Heute morgen ist es etwas kühl und nach dem Frühstück mache ich mit Shila eine kleine Gassi-Runde. Sie hat den Besitzer des Campingplatzes ins Herz geschlossen und ich finde sie bei ihm in der Werkstatt. Der Weg die Straße entlang ist nicht ungefährlich und er ist mit Bergen von Müll übersäht. Das ganze Plastik braucht tausende von Jahren bis es verrottet. In Bosnien ist die Diskrepanz zwischen wunderbarer unberührter Natur und Umweltsünden sehr stark zu spüren. Ich  entdecke einen schönen Aussichtsplatz wo sich jemand einen Hocker seiner Wohnzimmersitzgruppe aufgestellt hat.  Ich beischließe Shila heute die heisse Stadt nicht anzutun. Sie wird beim Auto bleiben. Der Campingplatzbesitzer bringt mich (und zwei deutsche Mädels) mit dem Auto ins Zentrum. Kaum aus dem Auto ausgestiegen merke ich dass ich meine Geldbörse im Bus vergessen habe. Die beiden Mädels borgen mir glücklicherweise etwas bevor wir uns trennen. Zuerst durchstreife ich das geschäftige Bazarviertel. Die Stadt ist sehr muslimisch geprägt. Viele Läden führen die selben Waren wie ich sie im Iran gesehen habe. Handwerker ziselieren Kannen und viele nette Tee und Kaffee Bars laden zum Verweilen ein. Frauen mit kurzen Shorts und Bauchfreien Shirts wechseln sich mit Frauen in der Burka (wirklich nur mehr Sehschlitze) ab. Kopftücher sind allgegenwärtig. Dann ist es wieder sehr westlich, besonders der modernere Teil. Hier gibt es wuselige Einkaufsstraßen,  Eissaloons und ein Markenboutique neben der anderen.  Es gibt viele Bettler hier. Ich trinke einen excellenten Espresso in einer ner Bar und nütze das freie W-LAN für weitere Recherchen. Dann kaufe ich noch Cevapcici und Käse in der wunderbaren alten Markthalle. Mittags gibts dann im Bazar noch Hühnchen. Auf der Suche nach einem Taxi werde ich fast von einem Radfahrer überfahren. Er hat geistesgegenwärtig reagiert sonnst hätte es bei der Geschwindigkeit Verletzte gegeben. Bei der Fahrt zurück wird mir wieder mal bewusst wie verrückt ein Navi ist. Einerseits erklärt es meinen kleinen Bus permanent als LKW und gibt mir Fahrverbote durch Städte vor andererseits schickt es mich durch Strassen sie extrem steil und eng sind statt auf die gemütlichen aber vielleicht etwas Weiteren.  due Strasse die ich gestern raufgefahren bin ist sogar für das Taxi nicht ganz ohne. Ich beschließe den Tag auf meiner schönen Aussichtsplattform im Liegestuhl mit Blick auf die Stadt ausklingen zu lassen. So kann ich mein albanisches Buch von I. Kandare „Chronik aus Stein“ weiterlesen. Er beschreibt die Zeit um den 2. Weltkrieg, aus Kinderaugen, die diese in der Stadt Gjirokaster erlebt.  Letztes Jahr war ich ja schon dort. Ich werde noch eine Nacht hierbleiben und morgen Richtung Montenegro weiterreisen. Abends unterhalte ich mich noch mit meiner Campingbachbarin, auch eine Alleinreisende Frau aus Antwerpen. Sie ist seit Mai unterwegs und kommt gerade aus Albanien. So tauschen wir unsere Erfahrungen aus. Abends genieße ich nochmals den herrlichen Ausblick auf die hell erleuchtete Stadt und lausche dem Ruf des Muezins der Bus hier herauf zu hören ist.

Sonntag 26.8. 2018

Heute geht es weiter Richtung Montenegro. Der Nationalpark Durmitor und der Crno Jezero ist das Ziel. Shila neuer Freund der Campingplatz Besitzer unterstützt mich sehr hilfsbereit beim auskehren des Abwassers, der Toilette und dem auffüllen des Frischeassers. Dafür gibts dann ein extra Trinkgeld. Man kann den kleinen familiären Platz wirklich empfehlen (wenn man die richtige Anfahrt nimmt). Sehr persönlich und die Aussicht ist sensationell. Front Camping heißt er falls mal jemand Sarajevo besucht. Bei der Abfahrt will mich mein LKW Navi wieder die steilen engen Gäschen bergab schicken. Ich nehme jedoch die entspanntere Route. Eine Dreiviertelstunde später, wir haben Sarajevo hinter uns gelassen komme ich drauf dass mein Navi mir das nächste Ei gelegt hat.  Statt über Foca schickt es mich  Bach Osten in die Berge. Egal ich nehme die Planänderung an  ich möchte ja eh was vom Hinterland sehen. Für die 200 km werde ich 6 Stunden brauchen. Ich schraube mich über unzählige enge Passstrassen und durchfahre kleine Dörfer. 15 km vor der Grenze werde ich auf einer steilen Straße angehalten. sie wollen die Papiere sehen. Als Frau alleine in einem Kastenwagen bin ich scheinbar suspekt. Mein Polizeiausweis in den Fahrzeugpapieren lässt ihre Miene jedoch aufhellen   „Kollega“ fragen Sie erfreut. Ich nicke. In solchen Situationen bin ich gerne kollega von wem auch immer. Intensiverer Austausch ist auf Grund der fehlenden Sprachkenntnisse ohnehin nicht möglich. Am bosnischen Grenzübergang wo ich das einzige Auto darstelle wiederholt sich das Ganze und am Montenegrinischen Grenzposten (wieder bin ich der einzige Tourist) fragen     sie ganz verwirrt „alone?“ „no husband? Children?“ erst als sie die Papiere mit dem. Polizeiausweis durchsehen entspannen Sie sich wieder. Einer „Kollega“ wird scheinbar zugetraut alleine unterwegs zu sein. Abends erreiche ich Zabljak im Durmitor Nationalpark. 25 km davor musste ich mich die Tarabrücke überqueren  eigentlich wollte ich mir diese nur von der Ferne (Höhenangst) ansehen. Sie überspannt auf jeden Fall den tiefsten Canyon ich glaube Europas. Ich parke mich gleich danach ein um die mir genauer anzusehen  und ein Foto zu machen. Schon beeindruckend, aber das ganze ziemlich touristisch ausgeschlachtet. Ich denke den geplanten Besuch morgen werde ich mir sparen. Zabljak ist ebenfalls ein Tourismus Ort. Die irrige Vision hier einige relaxte und einsame Stunden am Crno Jezero dem schwarzen See zu verbringen verliere ich sofort als ich mich zum Campingplatz in der Nähe des Sees durch Fußgänger Hürden und geparkten Autos durchschlängle. Nachdem ich  mein Abendessen genossen habe möchte ich mit Shils eine Runde am See spazieren gehen. Plötzlich stehe ich vor einem Kassenhäuschen. 3 Euro kostet der Eintritt um den See zu sehen. Ich habe ohnehin kein Geld mit. Aber eine Familie mit einem Kind, die das Auto auch noch auf dem Parkplatz abgestellt haben bezahlen 11 Euro und das um 18 Uhr. Bald wird es dunkel sein. Ich entschließe mich den Wanderweg durch den Wald zu nehmen. Dieser ist kostenlos aber wieder einmal Müllgesäumt. Mein Vorurteil das ich Montenegro gegenüber habe (Touristennepp) wurde wieder  einmal bestätigt. Mir kommen dann auch die „Hundeverbotsschilder“ in Bosnien in den Sinn. Eine ganze Horde Strassenköter kann niemals den grauenvollen Must verursachen den Menschen machen. Auf der ganzen Strecke durch scheinbar unberührte Natur, kaum besiedelt und einsam hat mich nur etwas nie verlassen. Der Müll.

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