Lutherstadt Wittenberg, ist eine Stadt im östlichen Teil des Landes Sachsen-Anhalt.
Mit dem Regierungsantritt von Friedrich III., genannt dem Weisen, begann im Jahr 1486 die Blütezeit Wittenbergs. Dank der reichen Einkünfte aus dem Silberbergbau im Erzgebirge verfügte Friedrich III. über die finanziellen Ressourcen zur architektonischen Umgestaltung Wittenbergs. Dank seiner Residenz- und Universitätsgründung konnte Wittenberg letztlich zu einem geistigen Zentrum des Humanismus und als Wirkungsstätte Martin Lutherszum Mittelpunkt der Reformationaufsteigen. Wittenbergs Status als Stätte des UNESCO-Weltkulturerbes geht hauptsächlich auf diesen Zeitabschnitt zurück.
Martin Luther wurde im Jahr 1508 durch einen Gründungsprofessor der Universität Wittenberg, Johann von Staupitz, in die sächsische Residenzstadt berufen. Luther sollte hier sein Theologiestudium fortsetzen. Im Gegensatz zu Erfurt, wo Luther sein Studium begonnen hatte und bereits 24.000 Menschen lebten, fehlte Wittenberg noch ein städtisches Aussehen. Aus diesem Grund äußerte sich Luther sehr abfällig über die Stadt: Zu Zeiten Luthers lebten in Wittenberg nur etwa 2000 Menschen. Abgesehen von einigen Steinbauten wie Kirchen- und Bürgerhäusern waren die Dächer der meisten Lehmhütten noch vielfach mit Stroh bedeckt. Zwischen Collegien- und Mittelstraße entstanden kleinere Handwerkshäuser ohne Hinterhöfe. Fast 40 Jahre – von 1508, mit einer kurzen Unterbrechung, bis 1546 – hat Luther im Wittenberger Augustiner Eremitenkloster gelebt. In der dortigen Turmstube konnte er zum ersten Mal in seinem Leben in einem eigenen, sogar beheizbaren Raum allein und unbeaufsichtigt arbeiten. Nach der Auflösung des Klosters und der Heirat Luthers im Jahr 1525 schenkte Kurfürst Friedrich III. dem Reformator und seiner Familie das Bauwerk.
Aber auch renommierte Künstler wie Lucas Cranach der Älterewurden vom Kurfürsten, einem der bedeutendsten Mäzene seiner Zeit, unterstützt. Im Jahr 1505 trat der Maler in den Dienst des Kurfürsten.
Ab 1517 trug vor allem die Verbreitung von Martin Luthers 95 Thesen dazu bei, dass Wittenberg eine hohe Anziehungskraft auf Gelehrte und Studenten ausüben konnte. Im Jahr 1518 wurde erstmals der Lehrstuhl der griechischen Sprache eingerichtet. Die Professur ging an den Theologen, Philosophen und Dichter Philipp Melanchthon. Kurz nach seiner Heirat zog er jedoch in die Collegienstraße 62 ein. Das dortige, relative kleine Wohnhaus wurde im Stadtverzeichnis als „Bude“ bezeichnet und war bereits 1536 so baufällig geworden, dass Melanchthon es abreißen musste. Bereits im Oktober 1536 war das heute als Melanchthonhaus bekannte Bauwerk fertiggestellt. Die finanzielle Unterstützung des neuen Kurfürsten geschah dabei vor allem, um den Gelehrten von einem Wegzug aus Wittenberg abzuhalten. Dies hätte für die kurfürstliche Universität einen enormen Prestigeverlust bedeutet.
Thesentür der Schlosskirche, wegen der Zerstörung 1760 im Siebenjährigen Krieg nicht mehr original erhalten, sondern Nachbildung von 1858
Als Beginn der Reformationsbewegung gilt gemeinhin der Anschlag der 95 Thesen Martin Luthers an das Eingangsportal der Wittenberger Schlosskirche im Jahr 1517. Ob der sogenannte Thesenanschlag aber tatsächlich stattgefunden hat, ist umstritten. Plakate, so der Historiker, seien jedoch eher mit Leim oder Siegelwachs angeklebt und nicht angehämmert worden.
Von Wittenberg, das scherzhaft als das „Rom der Protestanten“ bezeichnet wurde, gingen damit in der damaligen Zeit für die gesamte Welt entscheidende Impulse aus.
Luther und die Hexenverfolgung
Der Reformator Martin Luther war von der Existenz des Teufels überzeugt. Luther selbst glaubte, vom Teufel persönlich verfolgt zu werden. So war der Schritt zum Hexenglauben für Luther rasch getan. Zwar organisierte er in Wittenberg keine Hexenverfolgung, rief aber von der Kanzel zur Tötung vermeintlicher Hexen auf. Im Jahr 1526 verkündete Luther in der Stadtkirche Wittenberg:
„Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an, was bisweilen ignoriert wird… Wenn du solche Frauen siehst, sie haben teuflische Gestalten, ich habe einige gesehen. Deswegen sind sie zu töten.“
Luther trug mit seinen Predigten dazu bei, dass die Hexenverfolgung bereits im Jahr 1540 ihren Anfang in Wittenberg nahm: Prista Frühbottin wurde von dem kurfürstlichen Landvogt verhaftet, da man ihr vorwarf, unter Mithilfe ihres Sohnes und zweier Knechte das Vieh auf der Weide vergiftet zu haben. In Wahrheit hatte eine Dürre das Vieh getötet. Die Angeklagten wurden nach dem Prozess und der Folter am 29. Juni 1540 auf dem Marktplatz an Eichenpfähle gebunden und von dem darunter entzündeten Feuer bei lebendigem Leibe verbrannt. Der Künstler und Augenzeuge Lucas Cranach der Jüngere fertigte von dem Scheiterhaufen einen Holzschnitt an. Auch der Wittenberger Scharfrichter Magnus Fischer wurde verdächtigt, mit Prista Frühbottin in engem Kontakt gestanden zu haben. Er wurde ergriffen und zum Feuertod verurteilt, vollstreckt in Eisleben am 7. Juli 1540. In Wittenberg waren von 1540 bis 1674 mindestens 21 Menschen von Hexenverfolgung betroffen: Acht Hinrichtungen sind bezeugt, von dreizehn weiteren Verfahren ist z. T. der Ausgang nicht bekannt. Im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Prista Frühbottin heißt es in den überlieferten Unterlagen, dass viele andere inhaftiert und verurteilt wurden.
Der Stadtrat der Lutherstadt Wittenberg beschloss am 30. Oktober 2013 die sozialethische Rehabilitation der Opfer der Hexenverfolgung.