Freitag 7. Juni 2019
Nach dem Frühstück breche ich auf. Zuerst muss ich aber den Parkplatz bezahlen. 650 Kronen möchten die, ein richtiger Wucher. Ich habe natürlich keine Kronen, die Karte darf man nur bis 500 Kronen benütze, die Dame bietet mir an zu wechseln. Im nachhinein stelle ich fest, dass sie zum extrem hohen Preis noch 10 Euro Wechselpauschale draufgeschlagen hat. Das war die teuerste Nacht auf einem Parkplatz ohne Service und das nicht in einer City sondern in der hintersten Pampa. Wieder einmal machen sich die Tschechen unbeliebt bei mir. Ich werde in Zukunft diesen Land maximal durchfahren. Auch wenn es wirklich schöne Plätze gibt. Aber sie sind unfreundlich und zocken ab. Ich atme auf als ich nach einer Stunde endlich in Polen bin. Das Wetter ist wechselhaft, trotzdem fahre ich zu einem idyllischen See. Die morgendliche Dusche musste ja ausfallen und da tut ein Bad im See sehr gut. Ich stehe ganz alleine am Ufer und schwimme mit einer Entenfamilie um die Wette. Ich nutze die Ruhe um mein Internetproblem, dass ich gestern bis 2 Uhr früh nicht in den Griff bekam, zu lösen. Online Support, Hotlines irgendwann schaffe ich es dann doch selber. Was tut man nicht alles für den Reiseblog. Das Wetter ist besser als gedacht und Shila geniest ebenfalls die Ruhe und Freiheit. Unser Ziel für heute ist Breslau und dass werden wir eh erst abends wenn es kühler ist erkunden.
Das Wetter wird immer angenehmer und nach einigen Stunden mit baden und Sonne breche ich erst gegen 16 Uhr wieder auf. Es geht zuerst nach Schweidnitz. Das Schloss Fürstenstein einige Kilometer davor lasse ich wegen meinem Navi aus. Es hat mich an der Abzweigung vorbeigeführt und umdrehen war nicht mehr möglich. Letztendlich hat das Schicksal richtig entschieden, denn der Abend in Breslau war wunderschön. Aber zuerst mache ich noch eine Stop in Swidnica (Schweidnitz) um dort die grösste Holzkirche Europas zu besuchen.
Recherche Wikipedia: Die evangelische Friedenskirche Zur heiligen Dreifaltigkeit gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Schlesien. Sie befindet sich seit dem Jahr 2001 auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO und gilt als die größte Fachwerkkirche in Europa. Der Bau der Schweidnitzer Kirche geht auf ein Zugeständnis der Habsburger zurück. Die Ausführungsbestimmungen wurden von der Staatskanzlei Prag festgelegt. Diese beschränkte das Baumaterial auf Holz, Sand, Lehm und Stroh, verbot Türme und Schule und schrieb als Bauland ein Gelände außerhalb der Stadtmauern vor. Außerdem musste die Kirche binnen eines Jahres fertiggestellt werden. Ein knappes Jahr später war die Kirche dank des großen Einsatzes der Protestanten fertig und am 24. Juni 1657 wurde der erste Gottesdienst in ihr gehalten. Die als eine Fachwerkkonstruktion errichtete Kirche hat eine Fläche von ca. 1090 m² und bietet Platz für ca. 7500 Personen, darunter ca. 3000 auf Sitzplätzen. Die Altranstädter Konvention von 1707 brachte die Erlaubnis, Türme und Glocken hinzuzufügen. Daraufhin wurde im Jahr 1708 neben der Kirche ein Glockenturm ebenfalls im Fachwerkstil gebaut.
Wikipedia
Dann fahre ich weiter Richtung Breslau. Ich finde im Zentrum einen bewachten Parkplatz und ein netter aber gehörloser Parkwächter versucht mich einzuweisen. Ich möchte gerne mit der Windschutzscheibe ins Grüne schauen aber nach langen Diskussionen mit Händen und Füssen verstehe ich dass er mir sparen helfen will. Ich passe verkehrt herum noch in eine Parklücke für PKWs, mein Heck ragt ein wenig in den Fußgängerweg, aber das ist ihm wurscht. Ansonsten verlangt er ein ganz präzisen Einparken. Zum Glück habe ich schon etwas Routine mit dem Auto, da mir natürlich sämtliche Männer am Platz zuschauen. Als ich abschließen will macht meine Fernbedienung keinen Mucks mehr und nur nach einigem rumprobieren schaffe ich es, dass alle Türen manuell versprerrt sind. Dann spricht mich ein Ehepaar aus Holland an. Ob ich auch in Tschechien auf diesem Platz war. Sie waren schon zum zweiten mal dort und waren ebenfall entsetzt über die horrenden Preise. Diese gibt es erst seit heuer. In der Stadt besorge ich mir erstmals Zloty vom Bankomaten. Dann tauche ich ein in eine herrliche, lebendige und junge Stadt. Irgendwas wird gefeiert, denn am Marktplatz sind Verkaufsstände aufgebaut und die Damen haben Blumenkränze im Haar. Ich kaufe mir auch so ein Kränzchen und dann erlebe ich eine spannende Szene, denn plötzlich stürmt eine verzweifelte Frau (sie spricht Englisch) zum Stand und sucht panisch ihre Geldbörse. Als sie erkennt, dass sie diese nicht hier am Stand liegengelassen hat, beginnt sie zu hyperventilieren. Sofort kümmern sich mehre Frauen beruhigend um sie. Helfen nochmals alles ab- und durchzusuchen. Ich stehe daneben und denke „Tja, kein Wunder bei dem Gewusel, da sind Taschendiebe, nicht weit“, als plötzlich eine Frau mit einem jungen Mann herankommt. Er hat die Börse gefunden und übergibt sie der nun erleichterten Besitzerin. So gefährlich ist Polen!!! Wieder ein Grund dieses Land zu lieben. Ich lasse mich weiter treiben, auch auf der Suche nach den netten kleinen Zwergen die über die ganze Stadt verteilt sind. Wunderbare Piroggi und ein herrlicher Eisbecher runden auf der kulinarischen Ebene den herrlichen Eindruck dieser Stadt ab.
Die Breslauer Zwerge (poln. krasnale) sind eine Touristenattraktion in Breslau (Wrocław). Die politische Oppositionsbewegung „Orange Alternative“ hatte in den 1980er Jahren mit spontanen Aktionen (zum Beispiel Demonstrationen im Zwergenkostüm) Kritik am kommunistischen Regime in Polen geübt und einen gusseisernen Zwerg („Papa Zwerg“) in der Breslauer Altstadt aufgestellt. Das Zwergenmotiv geht sicher auf das Vorbild der um 1969 bis 1974 aktiven niederländischen Kabouterbewegung zurück, die ebenfalls spielerisch-subversiv den Mythos von den listigen und hilfreichen Zwergen aufgegriffen hatten. Im Sommer 2001 tauchten die ersten Zwerge als Projekt von Studenten der Kunsthochschule in der Stadt auf. Seit 2004 der Künstler Tomasz Moczek beauftragt wurde, zwölf Zwerge zu fertigen,[1] gibt es die Figuren in verschiedenen Varianten in der ganzen Stadt. Anfang 2009 gab es bereits 95 Exemplare,[2] im August 2014 wurde der 300. Zwerg in Breslau aufgestellt, im August 2018 waren es bereits über 600 Zwerge. Die Figuren werden aus Bronze gegossen und haben eine Größe von etwa 30 cm.
Wikipedia
Samstag 8. Juni 2019
Ich habe gut und lange geschlafen auf diesem netten Parkplatz mitten in der Stadt, direkt neben einem Park. 15 Euro kostet die Parkgebühr für 24 Stunden. Nach einer kurzen Morgengassirunde mit Shila gibts erst mal Frühstück. Dann versuche ich eine Batterie für meinen Funkschlüssel zu organisieren. Gleich in der Nähe finde ich ein großes Einkaufszentrum mit Media Markt und finde auch die Batterien. Außerdem einen Bikini den ich leider auch vergessen habe. Mein Lebensmmitteleinkauf im Untergeschoss wird vom Security Mitarbeiter verhindert. Er erlaubt nicht, dass ich Shila vor dem Geschäft anbinde und alleine lasse. Zuerst bin ich etwas verärgert aber eigentlich ist es schon nett dass ich sie sie grundsätzlich ins Einkaufszentrum mitnehmen kann. Die Polen sind grundsätzlich sehr Hundefreundlich. Dann machen wir einen Spaziergang an die Oder und über die netten Eisenbrücken auf die andere Seite. Auf der blauen Brücke kann man mit einem Schloss seine Liebe binden. Und ja, ich habe noch einen Zwerg gefunden. Spannend fand ich auch die Touristen, die mit ihren Elektositzwagerl durch die Gegend fahren. Solche Wagerl brauchen sehr alte oder gehbehinderte Menschen, aber so Junge? Ich bin immer froh, wenn ich nach einer Anreise nach langem Sitzen im Auto, gehen darf, und ich freue mich darüber, dass ich es noch kann. Das Wetter ist angenehm, warm, etwas bewölkt und windig. Der Batterientausch hat nix gebracht, mein Funkschlüssel ist leider weiter tot. Dann hätte ich mir noch gerne das Panorama von Raclawize angesehen, da ich ja gleich daneben parke, aber ich bin zu spät dran, es öffnet erst wieder um 14:30, das ist mir zu spät. Also Aufbruch nach Warschau.
Tanken und noch im Supermarkt Essen bunkern. Es beginnt zu regnen. Die Fahrt ist entspannt, alles Autobahn, dann rein nach Warschau im Abendverkehr. Ich werde heute frei stehen und fahre an den ersten empfohlenen Platz, aber das gefällt mir nicht, weiter zum Zoo. Dort finde ich am Parkplatz davor ein nettes Plätzchen. Da er nicht bewacht wird muss ich heute einmal meine ganzen Sicherungen einsetzen. Nach einen kurzen Abendessen geht es zu Fuß los. Zuerst am Zoo entlang, durch den Zoo-Park in den Stadtteil Praga. Es ist ein alternativer, aufstrebender Stadtteil für mich gibt er jedoch nicht so viel her, wie im Reiseführer beschrieben. Wir laufen weiter am Stadion vorbei, an den Kanälen über die Brücke. Ich habe beschlossen heuer den Kulturpalast zu sehen. Es ist ein ordentlicher Weg (zuletzt werden es 15 km zu Fuß werden), aber es lohnt sich. Das Gebäude ist atemberaubend. Eines der wirklich schönen Bauwerke des Kommunismus. Es findet auch gerade die Regenbogenparade hier statt und direkt vor dem Kulturpalast wird gefeiert und getanzt. Es gibt eine starke Polizeipräsenz aber keine aggressiven oder pöbelnden Menschen. Jeder ist entspannt und in Feierlaune. Spannend fand ich auch die feuchten Nebelwände, um sich etwas abkühlen zu können. Die entspannte Stimmung habe ich in der ganzen Stadt wahrgenommen. Überall flanieren die Menschen, sitzen auf der Wiese, an der Weichsel, in den Restaurants oder Bars… es sind extrem viel Menschen auf der Strassse… immer wieder Musiker, in der Altstadt dann auch Strassenkünstler, im Park Fontann sprudeln die Wasserspiele in Regenbogenfarben…. wieder einmal muss ich feststellen, ich liebe diese Stadt. Sie ist so entspannt aber dennoch lebenslustig, sie ist groß aber gemütlich, es gibt viele Neue Bauten aber unglaublich viele Parks und Grünflächen. Ich glaube an Lebendigkeit steht Warschau den italienischen Städten um nichts nach. Es ist fast 22 Uhr als Shila und ich dann ziemlich erschöpft wieder am Bus ankommen. Kurz darauf gibt es noch ein Feuerwerk. Was für ein Empfang. 🙂 Jetzt habe ich mir einen Aperol verdient, die Türe ist offen und während ich schreibe schaue ich in eine Park, was sonst.
Sonntag 9. Juni 2019
Heute werde sich durch vorsichtiges Klopfen geweckt. Der Parkwächter vom Zoo versucht mir zu erklären, dass ich mich anders hinstellen soll. Ich habe mir gestern natürlich so einen Platz auf dem leeren Parkplatz gesucht, dass ich möglichst eben stehen und damit gut schlafen kann. Ich versuche ihm zu erklären, dass ich nach dem Frühstück ohnehin weiterfahre. Mit Händen und Füßen ist die Kommunikation schwer, irgendwann gibt er aber dann doch auf. Langsam beginnt sich der Parkplatz mit Autos zu füllen. Als ich 45 Minuten später dann aufbreche, winke ich noch freundlich rüber. Die Fahrt durch Warschau am Sonntag ist entspannt und rasch bin ich auf der Autobahn (die ist neu – war letztes Jahr noch Baustelle) und es geht flott Richtung Norden. Nach 4 Stunden komme ich Mittags auf meinem Lieblingscampingplatz in Iznota an. Ich finde einen Platz wieder ganz am Seeufer. Wir sind wieder nur zu zweit da. Meine Nachbarn sind mit Wohnwagen auf Weltreise wie sie mir erzählen. Sie waren in St. Petersburg und im Baltikum und sind jetzt schon seit einigen Tagen hier. Ich kann sie motivieren mit mir morgen eine Paddeltour zu unternehmen. Dazu müssten wir die 19 km nach Utka fahren und das lässt sich mit dem PKW gut machen. Abends kommt noch jemand an. Kersten in seinem Caddy parkt sich zwischen uns und wir verbringen einen gemütlichen Abend in der Bar mit Lagerfeuer direkt am Wasser. Natürlich wird Kersten auch mit uns paddeln gehen.
Montag 10. Juni 2019
Heute ist es wieder ruhiger hier. Der Pfingstmontag ist in Polen kein Feiertag und deshalb haben wir den See wieder für uns. Shila hat einen Verehrer, der Herr des Campingplatzes, ein Neufundländer. Habe sie heute früh vor der Dusche angehängt, als ich wieder rausgenomme, kuschelt er mit Shila (siech könnten ja nicht weg, hat es aber stoisch hingenommen). Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns um 11 Uhr auf und fahren gemeinsam nach Utka. Es gibt mehrere Bootsverleiher und wir fragen erstmal an. Ja kein Problem ein 2-er Boot kostet 50 Zloty (13 Euro) für den Tag, inklusive Transport nach Krutyn. Wir wollten die Route Krutyn – Utka fahren. Von Freunden weiß ich, dass sie ohne große Schikanen ist und landschaftlich sehr schön sein soll. Um kurz nach 12 werden wir dann nach Krutyn gebracht und erhalten sehr unkompliziert unsere Boote. Keine Formulare, keine Kaution, alles sehr relaxt. Und dann geht´s schon los. Shila ist ja schon sehr routiniert beim Bootfahren und geniest die Kühle am Wasser. Nach 1,2 km müssen wir die Boote umtragen, aber dafür steht ein älterer Mann mit einem Bootswagen da, 5 Zloty möchte er für den Transport. Ein Geschenk. Die gesamte Strecke ist 13 km lang. An der Hälfte machen wir eine Mittagsrast. Ich esse gegrillte Schlehe mit Salat. 36 Zloty (8,40 Euro). Es ist wirklich sehr gemütlich und freundlich hier. Dann geht die Fahrt nach Utka weiter. Zwischendurch wird es immer wieder aufregend, da wir aufgebrachten Schwan-Männchen ausweichen und sie beruhigen müssen. Sie versuchen ihre Jungfamilien zu schützen und begleiten unsere Boote teilweise meterweit mit aufgeblusteter Drohgebärde. Angegriffen hat trotz Shila im Boot keiner. Aber sie hat sich auch sehr ruhig verhalten. Als wir ankamen, wollten wir im Restaurant des Bootsverleihers noch etwas trinken. Auf einmal wird uns eine Suppe und danach ein Essen serviert. Wir hatten nichts bestellt Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass dieses Service im Preis inbegriffen war. Wir waren perplex.
Dienstag 11. Juni 2019
Heute ist es heiß aber sehr windig. Ich glaube, dass ist der Saharawind der nun Polen erreicht hat. Der See schlägt kräftige Wellen. Ich werde also heuer hier nicht mit meinem aufblasbaren Boot fahren. Ich habe zu viel Angst abgetrieben zu werden. Vor dem Frühstück werfe ich mich für ein erfrischendes Bad in den See. Heute habe ich ja keinen Stress, es ist nur entspannen und relaxen angesagt (und Reiseblog schreiben). Der Platz bietet immer wieder neue Entdeckungen, neue Skulpturen sind seit letztem Jahr dazugekommen. Und das Haus des Besitzers ist ein Traum.