Ich hatte eine für mich interessante Nacht am Rande des ursprünglichen Dorfes. Ich stand da ganz alleine. Ich habe gelesen, dass es in der Gegend Wölfe und Bären gibt. Mit Einbruch der Dämmerung begannen sämtliche Hunde des Dorfes zu bellen. Es hat irgendwie den Ton von Gefahr. Jetzt lebe ich ja schon normalerweise mitten im Wald und bin mit Naturgeräuschen vertraut. Aber irgendwie übernehme ich plötzlich die Aufgeregtheit der Dorfhunde. Ich lese gerade das Buch „Von Bären und Menschen“. Es beschreibt die Situation der rumänischen Braunbären. (kann ich wirklich weiterempfehlen). Warum leben hier die Menschen mit fast 6000 Bären relativ entspannt und bei uns wird ein einziger Bär zum Problembären. Zwei Dinge machen die Rumänen anders. Erstens hat jeder hier ein ganzes Rudel von freilaufenden Hunden (gerade auf den Bauernhöfen) diese Hunde halten die Bären auf Abstand und zweitens werden die Bären tief in den Wäldern von Ranchern gefüttert. So haben sie keinen Futterdruck um sich menschlichen Siedlungen zu nähern. In diesem Sinne macht das Hundegebell bis spätabends durchaus Sinn.
Heute bin ich durch die Zeitumstellung gänzlich durcheinander. Die Rumänen sind ohnehin schon eine Stunde vorne, jetzt sind es schon zwei zu meinem gewohnten Rhythmus. Irgendwie krank dieses System.
Auf meiner Route liegt Prejmer, eine Kirchenburg. Dort mache ich erst einen Stop.
Tartlau wurde vom Deutschen Orden gegründet und im 15. Jahrhundert eine der stärksten Kirchenburgen Osteuropas um die Kirche errichtet. Da Prejmer unweit des Bodzaer Pass liegt, wurde der Ort fast fünfzigmal von Mongolen, Türken, Tataren, Kosaken und Moldauern geplündert und zerstört, die Kirchenburg jedoch nur einmal 1611 eingenommen. Die Ringmauern der Burg sind 10–12 Meter hoch und drei bis vier Meter dick. Der Wehrgang der Kirchenburg verläuft in 10 Meter Höhe und ist von einem Satteldach bedeckt. In der Höhe des Wehrgangs wurde die Mauer mit zahlreichen Schießscharten und Gussöffnungen (Pechnasen) ausgestattet. Im tunnelförmigen Eingang der Kirchenburg befindet sich ein Falltor. An der Innenseite der Burgmauern sind über 200 Wohnungen in 2–4 Stockwerken angeordnet.
Am Nachmittag komme ich am Campingplatz bei den Schlammvulkanen an. Ich habe einen geschlossenen Platz oder zumindest einen leeren erwartet. Statt dessen ist hier die Hölle los. Viele Rumänen mit Wohnmobil und Wohnwagen sind hier. Auch viele Tagesausflügeler. Ich bin erleichtert, denn ich muss unbedingt meinen Wasservorrat auffüllen. Ich werde nett empfangen, die Hunde können hier frei toben, es gibt gegrilltes vom Holzofen zu essen und von hier kann man direkt zu den in Europa einzigartigen Schlammvulkanen wandern. Das mache ich auch am Nachmittag, die Temperaturen sind auf 18 grad gestiegen aber es bläst ein unangenehmer Wind. Ich nehme die Hunde mit, oben angekommen wird mir mitgeteilt, dass Hunde am Gelände verboten seinen. Sie davor abzubinden wird mir auch nicht erlaubt. Nach ein wenig sudern, darf ich dann doch mit ihnen an der kurzen Leine rein. Ich gebe ihm ein Trinkgeld und hoffe sein Chef schmeißt ihn nicht raus, so wie er es prophezeit hat.
Die Landschaft ist bizarr. Irgendwie fast unwirklich. Wie am Mond.
Heute Abend heulen keine Hunde, aber dafür der Wind 💨.